Schüleraustausch mit Versailles und Montpellier, Frankreich



Seit mehr als dreißig Jahren besteht eine enge Partnerschaft unserer Schule mit dem Lycée La Bruyère in Versailles. Unsere Partnerschule liegt vor den Toren des Schlosses von Versailles und nur eine knappe Stunde von Paris entfernt. Im Schuljahr 2022/23 entstand darüber hinaus noch eine Partnerschaft mit dem Lycée Jules-Guesde in Montpellier.

In jedem Schuljahr besuchen etwa zwanzig Schülerinnen und Schüler aus den zehnten Klassen für eine Woche ihre Gastschule. Noch im selben Jahr findet der Gegenbesuch der französischen Schülerinnen und Schüler statt. Die Teilnehmenden sind jeweils in Gastfamilien untergebracht und können so sehr gut am sprachlichen und kulturellen Alltagsleben teilnehmen. Neben dem Besuch des Unterrichts stehen zahlreiche kulturelle Highlights auf dem Programm einer jeden Austauschwoche.

Die Partnerschaft zwischen unseren Schulen erstreckt sich jedoch nicht nur auf den jährlichen Schüleraustausch, sondern seit einigen Jahren finden auch gemeinsame Unterrichtsprojekte statt, bei denen sich deutsche und französische Schüler mit demselben Thema beschäftigen und sich darüber via Internet austauschen.

Eindrücke vom Frankreich-Austausch im Schuljahr 2022/23

Endlich sollte der Frankreichaustausch im Schuljahr 2022/23 nach der langen Coronapause wieder stattfinden. Zunächst war es schwierig, eine Austauschschule zu finden. Nach Absagen aus Versailles, Montpellier und Montauban erhielt Frau Schmidt kurz vor Weihnachten doch noch eine Zusage vom „Lycée Jules Guesde“ in Montpellier, einer der Partnerstädte von Heidelberg. Selbstverständlich freuten wir uns auf den Austausch und auf unsere Austauschpartnerinnen und Austauschpartner, deren Kontakte uns Frau Schmidt vermittelte. Über die Weihnachtsferien schrieben wir mit unseren Partnerschülerinnen und Partnerschülern und freuten uns schon auf Januar, denn wir waren eingeladen, an den Jubiläumsfeierlichkeiten zum sechzigjährigen Bestehen des Traité de l‘Elysée, des Élysée-Vertrags, teilzunehmen.

Unsere Reise begann am Mittwoch, den 18. Januar 2023, mit einer aufregenden Hinreise. Am Abend zuvor hatten wir erfahren, dass einer unserer Züge wahrscheinlich ausfällt. Am nächsten Morgen wurde spontan entschieden, dass wir eine Stunde früher fahren würden. Glücklicherweise haben es alle Schülerinnen und Schüler rechtzeitig zum Bahnhof geschafft. Wir sind also mit S-Bahn und TGV nach Straßburg gefahren. Dort hatten wir dann aber viel Zeit zum Umsteigen. Frau Schmidt hat am Bahnhof auf unser Gepäck aufgepasst und wir sind in kleineren Gruppen für ungefähr zwei Stunden durch Straßburg gelaufen. Als wir wieder zurückkamen, war unser Zug nicht auf der Anzeigetafel angeschrieben. Frau Schmidt hat deswegen mit jemandem im Reisezentrum gesprochen und wir haben erfahren, dass uns kein Zug heute nach Montpellier bringen würde. Nun standen wir vor der Entscheidung, ob wir trotzdem weiterfahren oder nach Hause umkehren sollten. Wir haben uns für die Weiterfahrt entschieden und sind in einen Zug nach Lyon gestiegen. Aber aufgrund des Großstreiks in Frankreich wegen der geplanten Rentenreform war es unmöglich, einen Zug nach Montpellier zu bekommen. Wir konnten aber bis nach Avignon fahren, wo wir am späten Abend von mehreren Gasteltern abgeholt wurden, die extra eine Stunde gefahren waren, um uns abzuholen.

Am nächsten Tag war der eigentliche Großstreiktag. In Frankreich streikten die Angestellten des öffentlichen Dienstes und damit auch viele Lehrerinnen und Lehrer, daher mussten viele von uns nicht in die Schule und haben den Tag mit ihren Austauschschülerinnen und Austauschschülern verbracht. Auch diejenigen, die in die Schule kommen mussten, waren nicht lange dort.

Für Freitag waren die großen Festlichkeiten zum deutsch-französischen Freundschaftsvertrag in der Aula der Schule geplant, mit mehreren hundert französischen und deutschen Schülerinnen und Schülern und offiziellen Vertretern verschiedener Organisationen. Wir hörten Vorträge zu Austauschprogrammen und der Geschichte der Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich. Die Schule war zur 60-Jahr-Feier des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags extra geschmückt und die Schüler, die Deutsch lernten, trugen Klamotten in den Farben der Deutschlandflagge. Anschließend stellten wir in einem Vortrag auf Französisch und Deutsch das KFG vor. Zum Schluss haben alle zusammen zwei Lieder gesungen, eins davon war „Je ne parle pas français“ von Namika. Nach einer kurzen Mittagspause haben wir noch einen Film geschaut. Danach mussten wir zum Teil noch mit unseren Partnerinnen und Partnern in den Unterricht.

Das Wochenende haben wir größtenteils getrennt in unseren Gastfamilien verbracht und viel unternommen. Am Samstag sind einige von uns zusammen zum Triumphbogen und anderen Orten in Montpellier gegangen, bevor noch Schlittschuhlaufen auf dem Programm stand. Am Sonntag hatte eine der deutschen Schülerinnen Geburtstag und aus diesem Anlass haben sich einige von uns getroffen.

Am Montag sind wir anfangs wieder in den Unterricht mitgegangen. Danach haben wir als deutsche Gruppe eine Fahrradtour nach Palavas-les-flots gemacht und dort am Strand gepicknickt, bei eisiger Kälte. Nachdem wir dort einige Zeit verbracht haben, sind wir noch nach Villeneuve-lès-Maguelone weitergefahren, bevor wir uns schließlich auf den Rückweg machten.

Am nächsten Tag haben wir nach der Hospitation des Unterrichts eine Stadtbesichtigung gemacht und alle wichtigen Sehenswürdigkeiten in der schönen Altstadt von Montpellier angeschaut und schließlich auch die Stadt selbst erkundet. Nach einer Weile sind wir wieder in kleinen Gruppen losgegangen. Zurück in der Schule ging es für einige wieder in den Unterricht zu ihren Austauschpartnerinnen und Austauschpartnern, welche leider bei den Ausflügen nicht dabei sein konnten.


Am letzten Tag sind wir wieder in die Schule gegangen. Danach besuchten wir gemeinsam das Heidelberg-Haus. Die Mitarbeiter vor Ort haben uns viele Informationen gegeben: über die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich, Austausche und Möglichkeiten, im Ausland zu studieren. Wir hatten dann ein wenig Zeit, die Stadt zu erkunden, bevor wir zurückgefahren sind. Am Donnerstag mussten wir alle früh aufstehen und haben uns um 6 Uhr am Bahnhof getroffen. Die Rückfahrt verlief deutlich ruhiger als die Hinfahrt und so waren wir am Nachmittag wieder in Heidelberg.

In Montpellier hatten wir viele neue Erfahrungen gesammelt und freuten uns schon, dass unsere Austauschpartnerinnen und Austauschpartnern im Juni zu uns nach Heidelberg kommen würden. Für den Besuch hatte sich Frau Schmidt bereits im Voraus ein Programm überlegt. Am Dienstag, den 13. Juni 2023, landeten die Franzosen am Flughafen in Frankfurt. Da sich die Planung eines Anschlusses mit dem Zug oder eines Busses als zu kompliziert erwies, entschloss sich Frau Schmidt in Absprache mit den Eltern, einen Transport mit drei PKWs der Eltern der deutschen Schülerinnen und Schüler durchzuführen. So sammelten die Autos die französischen Gastschülerinnen und Gastschüler ein und fuhren sie zu ihren jeweiligen Gastfamilien.

Der nächste Tag begann für uns alle mit einem Unterrichtsbesuch in ihren jeweiligen Klassen. Am Ende der zweiten Stunde trafen sich die französischen und deutschen Schülerinnen und Schüler im Foyer mit Frau Schmidt und Frau Brouillet, da die Franzosen mit Frau Brouillet bei einer Stadtführung von der Geschichts-AG des KFG teilnehmen sollten. Währenddessen hatten die Deutschen weiterhin Unterricht. Leider waren die Franzosen die ganze Führung lang sehr müde, da viele von ihnen nur wenig geschlafen haben. Gegen 12  Uhr machten sich auch die Deutschen auf den Weg zum Rathaus, wo uns Frau Schmidt einen Empfang durch einen Bürgermeister im Stadtratssaal organisiert hatte. Anschließend bekamen wir in der Kantine des Rathauses noch ein Mittagessen. Danach gingen wir in kleinen Gruppen noch in die Stadt oder nach Hause.

Am nächsten Tag hatten die meisten von uns in der ersten Stunde Französisch. Dort lasen wir zusammen mit den Franzosen „Le petit prince“, welchen wir bereits in der Stunde zuvor angefangen hatten zu lesen. Dabei lobten Frau Schmidt und Frau Brouillet unsere gute Zusammenarbeit mit den Franzosen. In der dritten Stunde besuchten die Franzosen dann mit Frau Brouillet das Schloss, während wir weiterhin Unterricht hatten. In der großen Pause machten wir uns aber auf den Weg in das Montpellier-Haus in der Kettengasse, wo wir auch nochmal einen kleinen Empfang mit kalten Getränken und ein bisschen Essen erhielten. Nach der Mittagspause, in der wir uns individuell stärkten, hatten die meisten von uns Nachmittagsunterricht.

Am Freitag hatten die Deutschen durchgehend Unterricht, während die Franzosen zur Falknerei auf dem Königstuhl fuhren. Allerdings trafen sich gegen Abend alle Partnerschülerinnen und Partnerschüler auf der Neckarwiese, um Spiele zu spielen. Dabei trafen wir auch auf Frau Schmidt und Frau Brouillet, die gemeinsam unterwegs waren. Den Samstag verbrachten alle individuell oder in kleinen Gruppen, um Ausflüge zu machen. Am Sonntag trafen sich die meisten von uns, um ins Schwimmbad zu gehen. Dort spielten wir Ballspiele und Ähnliches. Anschließend fuhren wir zusammen in das Restaurant „Hans im Glück“ in der Altstadt, wo wir gemeinsam zu Abend aßen und redeten.

Am Montag war für die französischen Austauschpartnerinnen und Austauschpartner der letzte Tag, den wir daher nochmal mit einem großen Ausflug mit Frau Schmidt und Frau Brouillet ausklingen ließen. Wir wanderten zunächst den Philosophenweg entlang, anschließend erreichten wir über den Schlangenweg die Alte Brücke mit der Schiffsanlegestelle. Dort fuhren wir mit einem Schiff nach Neckarsteinach. Während der Fahrt spielten wir Spiele, redeten miteinander oder schliefen. In Neckarsteinach angekommen wanderten wir an den Burgen entlang und genossen die schöne Aussicht. Gegen Abend trafen sich einige von uns noch einmal bei der Handschuhsheimer Kerwe. Am nächsten Tag brachten wir dann die französischen Gastschülerinnen und Gastschüler zum Heidelberger Hauptbahnhof.

Der Austausch mit Montpellier war für uns alle ein aufregendes Erlebnis, wir haben in Frankreich viele nette Menschen und auch unsere Französischgruppe besser kennengelernt und viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Zudem haben wir unseren französischen Wortschatz mit vielen umgangssprachlichen Wendungen erweitert und im Gegenzug den Franzosen viele deutsche Wörter nähergebracht.

Es ist schön, eine neue Kultur so lebhaft kennengelernt zu haben, wie wir es machen durften und deutlich anders als eine normale Reise nach Frankreich. Außerdem gefiel es uns, genau zur 60-Jahr-Feier der deutsch-französischen Freundschaft nach Frankreich gekommen zu sein und diese dort zu feiern. Wir alle können den Austausch und auch die Wahl des Profilfachs Französisch nur weiterempfehlen und haben dies auch zum Beispiel am Tag der offenen Tür getan. Es war toll, an so einem kulturellen Erlebnis teilgenommen zu haben.

Anna Pössel und Luis Donado Gomez (10d)