Philosophie und Ethik

„Die Schule von Athen“ frei nachgestellt vom Ethik- und Philosophiekurs

Philosophie als Grundlage für eine selbstbestimmte und mündige Bildung

Die Frage danach, was Philosophie (griech. φιλοσοφία) sei, lässt sich einerseits mit der Begriffsbedeutung erklären, „Philosophie“ geht auf „philos“ (griech. φίλος) und „sophia“ (griech. σοφία) zurück und wird daher als „Liebe zur Weisheit“ übersetzt. Es könnte aber auch mit „Gefallen finden an“ oder „Interesse haben an“ übersetzt werden, was bedeutet, dass ein Philosoph jemand ist, der sich um Wissen bemüht und damit ein nach Wissen strebender und ein sich gut auskennender Mensch ist.

Andererseits lässt sich Philosophie über das erklären, womit sie sich inhaltlich beschäftigt. So ist Philosophie von der Antike bis in die Neuzeit als die Wissenschaft schlechthin begriffen worden, welche sich in die Bereiche der Septem Artes Liberales, das Trivium (Grammatik, Rhetorik, Dialektik bzw. Logik) und das Quadrivium (Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie) in der Spätantike unterteilte. Später entstanden auf dieser Grundlage die allgemeinbildende philosophische Fakultät und drei weitere berufsbezogene Fakultäten, die Theologie, das Recht und die Medizin.

René Descartes veranschaulichte die Bedeutung der Philosophie mit Hilfe der Baummetapher: "Die gesamte Philosophie ist also einem Baume vergleichbar, dessen Wurzel die Metaphysik, dessen Stamm die Physik und dessen Zweige alle übrigen Wissenschaften sind, die sich auf drei hauptsächliche zurückführen lassen, nämlich auf die Medizin, die Mechanik und die Ethik." (Hamburg: Felix Meiner 1955, S. XLII).

Descartes fasste unter metaphysischen Fragen vornehmlich erkenntnistheoretische Probleme auf, wie die Fragen danach, wie methodisch-wissenschaftlich philosophiert werden solle und wie die Struktur der Welt beschaffen sei, wozu für ihn Existenz und Denken gehörten und die wichtige Frage, was a priori – ohne jegliche Erfahrung – bewiesen werden könne (z. B. der ontologische Gottesbeweis).

Mit der Frage nach Erkenntnis a priori und a posteriori beschäftigte sich ausführlich ebenso Immanuel Kant in seinen drei Kritiken. Von ihm stammt der prägende Aufruf "Sapere aude!" als Leitspruch der Aufklärung "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" Aufklärung begriff Kant als "Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit". Kant führte die kritisch hinterfragende Tradition der Philosophie auch im Bereich der Ethik mit der Begründung des Kategorischen Imperativs weiter.

Die Fragestellungen der Philosophie beziehen sich auf zwei Bereiche:

  • Auf die Geschichte der Philosophie, zu der Fragen wie „Unter welchem historischen Einfluss verfassten Adorno und Horkheimer die Dialektik der Aufklärung?“ gehören.
  • Auf die Systematische Philosophie, zu der Fragen wie „Unterliegen Denken und Handeln des Menschen einem freien Willen oder sind sie determiniert?“ gehören.


Philosophieunterricht am Kurfürst-Friedrich-Gymnasium

Philosophie als Unterrichtsfach ist grundlegend für eine selbstbestimmte und mündige Bildung, denn sie gibt umfassende Überblicke über die Denkweisen verschiedener Epochen, entwickelt Argumente, übt das folgerichtige logische Schließen, zeigt Konsequenzen von Antworten und Handlungen auf, analysiert Texte und fördert das rational-kritische Denken. Daraus erwächst die Anerkennung von Individualität und Partikularität auf einer universellen gleichberechtigten Grundlage, die die Wertschätzung von Diversität und Heterogenität beinhaltet. Die Verantwortung im sozialen Umfeld und der gesamten Gesellschaft wird dadurch gefördert, da sich jeder im Prozess des Philosophierens seiner eigenen Partizipation am Ganzen bewusst wird.

Der Zugang zur Philosophie erfolgt am Kurfürst-Friedrich-Gymnasium über anthropologische und erkenntnistheoretische Fragestellungen in jahrgangsübergreifenden Kursen der Oberstufe, die für das Abitur angerechnet werden können. Die eingeübten Kompetenzen beim Philosophieren im Unterricht sind das Argumentieren, die philosophische Gesprächsführung, die Pro- und Contra-Debatte, das Analysieren und die Interpretation philosophischer Texte sowie das Verfassen philosophischer Essays.

Links: Schüler des KFG am Adorno-Denkmal in Frankfurt vor dem Besuch eines Seminars zur "Dialektik der Aufklärung" von Adorno und Horkheimer. Rechts: Schüler des KFG vor Jaume Plensas "Body of Knowledge" am Campus Westend in Frankfurt.


Ethikunterricht als aktive Werte- und Normenvermittlung

Ethik als Teildisziplin der Philosophie ist ordentliches Schulfach. Die Ethik (griech ἠθική (ἐπιστήμη) - „das sittliche Verständnis“) setzt sich mit den Bedingungen, den Handlungsregeln und der Bewertung menschlichen Handelns auseinander. Das moralische Handeln wird reflektiert und mit Prinzipien der Vernunft begründet. Die Ethik wird zur praktischen Philosophie gezählt und unterteilt sich in die deskriptive Ethik (die empirisch vorfindlichen Normen- und Wertesysteme), normative Ethik (Prinzipien des moralisch richtigen Handelns vorgebend), angewandte Ethik (Handlungsempfehlungen konkreter Bereiche) und Metaethik (Analyse moralischer Diskurse, Methoden und Theorien).

Im Ethikunterricht werden auf der Grundlage von soziologischen, psychologischen und philosophischen Erkenntnissen eine Reihe von Kompetenzen im Unterricht vermittelt. Kants berühmte W-Frage, „Was soll ich tun?“ gilt mit dem Kategorischen Imperativ als Leitlinie, um die praktische Urteilskraft beim Abwägen der moralischen Prinzipien in wechselnden Situationen und neuen Lebenslagen zur Anwendung zur bringen.

An den Themen, wie Identität, Konflikte, Gewalt, Medien, Glück, Familie, Freundschaft; Glauben mit den Philosophen, wie Sokrates, Aristoteles, Thomas Hobbes, David Hume, Immanuel Kant, Hans Jonas und Jürgen Habermas werden die Kommunikations- und Argumentationsfähigkeit in der moralischen Dilemma-Diskussion nach Kohlberg, im Sokratischen Gespräch, beim deliberativen Diskurs und bei ethischen Fallanalysen eingeübt. Ziel des Unterrichts ist es, die Empathie, das soziale Handeln, Gerechtigkeit in sozialen Beziehungen und der Gesellschaft, die Menschenwürde, Verantwortung und Solidarität unter den Schülern zu fördern.