Wettbewerbe

Certamen Ciceronianum Arpinas – ein internationaler Lateinwettbewerb

Jedes Jahr findet in Arpino, Ciceros Geburtstadt, das „Certamen Ciceronianum“ statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht der Übersetzungswettbewerb; am Rande des Wettbewerbs werden jedoch viele Aktivitäten für die Schüler organisiert. Nach Arpino „pilgern“ Schüler aus zahlreichen europäischen Ländern. Ziel ist es, sich in einem feierlichen Rahmen über die gemeinsamen Erlebnisse auszutauschen. Ein Bericht vom Certamen Ciceronianum 2018:

Arpino, Geburtsort von Marcus Tullius Cicero

Schule? Lateinwettbewerb in Ciceros Geburtsstadt Arpino!

Lateinbegeisterte junge Leute aus allen möglichen Ländern, versammelt in Ciceros Geburtsstadt Arpino nahe Rom? Im Rahmen eines internationalen Lateinwettbewerbs? Mit gemeinsamen Essen, Festabend, Tanzen und einer feierlichen Preisverleihung? Diese Vorstellung hat uns schon vor Jahren beeindruckt, als wir hörten, was Latein in der Oberstufe alles zu bieten hat. Umso größer war unsere Freude, als feststand, dass wir tatsächlich an diesem spektakulären Ereignis würden teilnehmen dürfen. Begeistert machten wir uns mit Herrn Otero an die Planung und Vorbereitung und unsere Vorfreude wuchs zunehmend, je näher wir dem Abfahrtstag kamen.

Da Herr Otero, wie sich einige Tage vor der Fahrt herausstellte, unsere Zugfahrkarten „leider“ für einen Tag zu früh gebucht hatte, machten wir – Matthis, Aglaia, Johanna und Herr Otero – uns also bereits am Dienstag, den 8. Mai 2018, vom Heidelberger Hauptbahnhof aus auf den Weg nach München, um von dort aus mit einem österreichischen Nachtzug weiter bis nach Rom zu reisen und dort eine Nacht zu verbringen, bevor wir ins gut 100 km östlich von Rom gelegene Arpino, der Geburtsstadt Ciceros und Austragungsort des Wettbewerbs, weiterreisen sollten. Leider mussten wir Matthis bereits in München verabschieden, da er erkrankt war und nicht mit uns mitfahren konnte. Wir alle waren davon – Herr Oteros Lieblings-Wortwitz – trau-matthis-iert.

Mit nur zwei Stunden Zugverspätung kamen wir also am nächsten Tag gegen halb zwölf in Rom an und gingen, während unsere Zimmer im Hotel fertig gemacht wurden, per pedes auf eine erste Erkundungstour rund um unser recht zentral in Bahnhofsnähe gelegenes Hotel und stärkten uns mit italienischer Pasta.

Nach dem Einchecken brachen wir abermals auf und genossen eine exklusive Stadtführung von Herrn Otero: Forum Romanum, Circus Maximus, Basilica di Santa Maria in Cosmedin, Teatro Marcello, Isola Tiberina … An der Piazza di Spagna wurden wir jedoch von heftigstem Regen überrascht und flüchteten gänzlich durchnässt mit der Metro zurück ins Hotel.

Forum Romanum

Nach einer Trocknungs- und Erholungspause wagten wir aber doch noch einen Versuch, der Regen hatte nachgelassen, und genossen eine grandiose Mahlzeit in „La Gallina Bianca“, einer nahe gelegenen Pizzeria – sehr zu empfehlen! Trotz Müdigkeit und Erschöpfung konnten wir Herrn Otero anschließend noch von einem nächtlichen Besuch der Spanischen Treppe überzeugen, inklusive Spaziergang durch das vielerorts noch hell erleuchtete Rom.

Am nächsten Tag setzten wir unsere Besichtigungen fort – Petersdom, Castel Sant’Angelo, Fontana di Trevi – und so hatten wir bis zum Nachmittag bei unserer Abfahrt Richtung Frosinone, von wo aus wir zum eigentlichen Ort des Wettbewerbs, nach Arpino, gelangen sollten, in nicht einmal 30 Stunden so einige Ecken Roms erkundet!

In Frosinone angekommen wurden wir, wie die rund 160 anderen Teilnehmer aus 13 Ländern sowie die insgesamt knapp 60 begleitenden Lehrkräfte, in Busse aufgeteilt, die uns zu den rund um Arpino liegenden Hotels brachten. In jedem der vier Hotels waren Teilnehmende aus mehreren Ländern untergebracht und so hatten wir auf der Busfahrt sowie beim Abendessen (das dafür, dass wir alle am nächsten Tag die zentrale Klausur des Wettbewerbs zu schreiben hatten, doch recht lange ging … südliche Sitten!) Gelegenheit, erste Kontakte zu knüpfen. Im Ort selbst wurden wir von den gut 7000 Einwohnern unglaublich nett empfangen, in praktisch jedem Schaufenster sowie am Stadteingang hingen Plakate und bunte Banner die uns – teils in lateinischer, teils italienischer Sprache – willkommen hießen. Der ein oder andere Schüler hat sich ein solches Plakat auch zum Abschied, mit etwas Überzeugungskraft, von einem der netten Ladenbesitzer aushändigen lassen …

Links: Aglaia Ast, Dr. Eduardo Oteiro und Johanna Fett; rechts: Aglaia Ast und Johanna Fett mit anderen Teilnehmerinnen des Wettbewerbs

In der fünfstündigen Klausur am Freitag übersetzten und kommentierten wir, jeder in seiner Muttersprache, eine Schrift Ciceros („Was Varro über die Entwicklung der Philosophie denkt, wird von Cicero überliefert“). Erschöpft von dieser langen und anspruchsvollen Aufgabe wurden wir zum Mittagessen mit den altbekannten Reisebussen zum Essen in Gaststätten gebracht und besichtigten dann, alle gemeinsam, einen Aussichtsturm der Altstadt von Arpino. Nach einem kurzen Abstecher ins Hotel wurden wir schon wieder abgeholt zu einem gemeinsamen Abend mit kleinen Theateraufführungen, Essen, Musik und Tanz. Sogleich hatten wir uns mit einigen Leuten aus diversen Ländern angefreundet und unterhielten uns mit Händen und Füßen und auf mehreren Sprachen gleichzeitig. Spätestens aber beim Tanzen waren alle Sprachbarrieren gebrochen. Für den Samstag war für uns eine Stadtführung durch Arpino geplant. Wir lunchten erneut im Hotel und besichtigten am Nachmittag die Abtei von Montecassino, die eine mit wunderschönen Mosaiken verzierte Krypta besitzt, und lauschten der legendären Rede des dortigen Abtes auf Latein, wie er jährlich zu den Teilnehmern des Wettbewerbs auf der Sprache spricht, die all diese jungen Leute verbindet. Welch ein Erlebnis!

Abends gab es ein großes Fest auf dem Rathausplatz in Arpino, wo nicht nur wir Schüler, sondern auch zahlreiche einheimische junge Leute zur Musik tanzten, tranken oder ein italienisches Gelato aßen.

Auf selbigem Platze fand am nächsten Tag in sengender Hitze – leider bereits der Tag der Abreise – die festliche Preisverleihung statt, in deren Rahmen auch einige Reden und Danksagungen auf Italienisch, teilweise auch in englischer Übersetzung zu hören waren und die sogar im regionalen Fernsehen übertragen wurde. Unter den ersten 10 Plätzen, die geehrt und prämiert wurden, befanden sich auch deutsche Schüler: Jeder Platzierte wurde unter großem Applaus von römisch verkleideten Helfern zur Bühne geleitet, die besten drei sogar mit der jeweiligen Nationalhymne. Zu unserer großen Freude erklang auch die deutsche Hymne! Die meisten Plätze jedoch wurden, o Wunder, an italienische Schüler vergeben, so auch der diesjährige Sieger.

Arpino

Nach diesen Feierlichkeiten löste sich die Menschenansammlung mehr und mehr auf und auch wir machten uns nolens volens auf den Weg zu unserem Bus nach Rom. Nochmals hatten wir dort einige Stunden zur Verfügung, aßen ein letztes Mal in unserer liebsten Gaststätte, „La Gallina Bianca“ zu Mittag und sahen uns weitere der zahlreichen Kirchen Roms an.

Wie einige andere deutsche Teilnehmer, die zufällig denselben Zug nach Hause gebucht hatten, gerieten wir am Bahnhof in großen Stress, weil es Schwierigkeiten mit der Rückgabe des zuvor dort deponierten Gepäcks gab, der – wie sich sogleich herausstellte – gar nicht nötig gewesen wäre, da unser Zug mit sukzessive angekündigten über 100 Minuten Verspätung abfuhr.

Angekommen sind wir am nächsten Tag jedoch trotz allem gegen Mittag – erschöpft, aber wohlbehalten, mit zahlreichen neuen Erfahrungen und Bekanntschaften im Gepäck: wir bedanken uns insbesondere bei Herrn Otero für die wunderbare Begleitung sowie beim Verein der Freunde für die finanzielle Unterstützung dieser Reise, auf der wir Latein als keineswegs tote, sondern unglaublich lebendige und verbindende Sprache erleben durften, die wir niemals missen möchten!

Bericht verfasst von Aglaia Ast und Johanna Fett (Jahrgangsstufe 1) und erschienen im Jahresbericht 2017/18