Das Bild eines der Meteora-Klöster in Mittelgriechenland – kein griechischer Tempel oder zumindest das Kolosseum in Rom als Einstieg zu den Alten Sprachen? In der Luft schwebend, in die Höhe gehoben – das bedeutet μετέωρος! Sind wir also abgehoben in den Alten Sprachen?
Nein, denn das Kloster auf dem Bild hat ja ein gutes Fundament; auch Latein und Griechisch bauen Fundamente, Bildung ohne Verfallsdatum mit grundlegenden Einsichten.
mens agitat molem | per aspera ad astra | quod erat demonstrandum | omnia vincit amor | festina lente | carpe diem | quidquid agis, prudenter agas, et respice finem | o tempora, o mores | cogito ergo sum | quo usque tandem abutere patientia nostra | docendo discimus | in dubio pro reo | et cetera et cetera ...
Ungezählt sind die Wörter und Wendungen, die ihren Ursprung in der lateinischen Literatur haben, denen wir immer wieder begegnen, deren wir uns vielleicht selbst bedienen. Doch der Lateinunterricht ist mehr als ein erklärender Kommentar zu diesen gleichsam aus dem Steinbruch lateinischer Literatur zu uns gekommenen reliquiae. Der Unterricht gewährt einen tiefen Einblick in die Struktur, das Vokabular und die Systematik der lateinischen Sprache – einer Sprache, die als Mutter hinter so vielen romanischen Sprachen unserer Zeit steht. Der Lateinunterricht fördert in der Begegnung mit den großen literarischen Werken der römischen Antike das Verständnis für unsere eigene Kultur, die über den Weg der Rezeption so sehr aus den antiken Quellen geschöpft hat. Er baut die Fähigkeit aus, über Sprache zu reflektieren und so die eigene Sprache bewusster und sicherer zu gebrauchen.
„Der Schüler, der sein eigenes Denken entdeckt, blickt in die griechischen Texte wie in einen Spiegel. Ihre Autoren gingen an die großen Fragen mit jener Unbefangenheit heran, die der Art eines Jugendlichen von heute entspricht”. (Albert von Schirnding)
Wer bei Homer mit den Helden und Göttern der Ilias und Odyssee spannende Abenteuer erleben will, wer sich mit den Mythen, dem Weltwissen der Griechen, das ihnen half, den eigenen Platz im Kosmos zu verstehen, beschäftigen möchte, wer sich in den sokratischen Dialogen mit grundlegenden Fragestellungen der Menschheit auseinandersetzen will, wer in den griechischen Tragödien Archetypen der europäischen Literatur begegnen will, wer mehr wissen will über die Kultur, die Literatur und die Philosophie, die wie kaum eine andere Europa geprägt haben, der ist richtig im Fach Griechisch.
Latein und Griechisch als exemplarische Fächer, die Fragen grundsätzlicher Art behandeln, stehen mit ihrer Literatur „nicht nur am Anfang eines jahrtausendealten Traditionszusammenhanges, sie wirken vielmehr auch kultur- und epochenübergreifend fort.“ (Bildungsplan 2016)
Latein und Griechisch am Kurfürst-Friedrich-Gymasium-Gymnasium
Am Kurfürst-Friedrich-Gymnasium lernen alle Kinder ab der 5. Klasse Latein. In der Lehrbuchphase (Klasse 5 bis 8) legen wir die Grundlagen, um dann für die Lektürephase in der 9. und 10. Klasse mit Autoren wie Caesar, Cicero, Catull und Ovid gerüstet zu sein.
Das Profilfach Griechisch kann in der 8. Klasse gewählt werden. Schon in der Spracherwerbsphase werden vereinfachte Originaltexte zu grundlegenden Fragestellungen gelesen, in der 10. Klasse verstärkt Originaltexte, beispielsweise von Xenophon und Platon.
Wer Latein oder Griechisch oder beide Fächer weiter intensiv betreiben möchte, kann diese Fächer auch in der Kursphase bis zum Abitur belegen.
Das Latinum oder auch das Graecum – immer noch Voraussetzung für einige Studiengänge – werden durch den Pflichtunterricht (Latinum: nach der 10. Klasse, Graecum: Belegen des Faches auch in der Kursphase) oder eine zentral gestellte, zusätzliche Prüfung (Graecum: in der 10.Klasse) erworben.
Ein besonderes Highlight ist für unsere Schülerinnen und Schüler, die Griechisch lernen, die zweiwöchige Studienfahrt nach Griechenland am Ende der 10. oder 11. Klasse, bei der wir im Juni 2017 auch die Meteora-Klöster besucht haben.
StD' U. Koslowsky-Winterott